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Gras Pferdefutter - Was füttern wir eigentlich?

Pferdefutter: Was füttern wir eigentlich?

Die Frage lautet: Wie und in welchem Umfang?
Bei Stoffwechselproblemen liegt (fast) immer eine Überfütterung vor: zu viel, zu inhaltsreiches Futter in zu kurzer Zeit mit zu langen Fresspausen.

Als Steppenbewohner ist das Pferd ein Hungerkünstler. Trotz intensiver Züchtungen zum Hauspferd haben wir die Anatomie und Physiologie durch die Züchtungen nicht so arg verändert: der Verdauungstrakt der Pferde ist auf ständige Zufuhr von energiearmen Futter angewiesen. Vor allem die Robustrassen, die häufig aus den Ursprungsländern sehr karges Futter gewöhnt sind, werden hierzulande einem Überangebot an Futter ausgesetzt.

Hinzu kommt noch: Ein krankes Pferd kann nicht so regelmäßig und ausdauernd belastet werden, dass Leistung und Fütterung sich die Waage halten. Stehen Pferde in gemsichten Gruppen gemeinsam auf der Wiese bzw. im Offenstall ist ein gutes Management gefragt.

Warmblüter benötigen häufig deutlich mehr Futter als der Norweger, Haflinger oder das Shetti.

Raufutter
ist und bleibt die Grundlage jeder Pferdefütterung. Allein um einen halbwegs normalen Abrieb der Zähne zu gewährleisten liegt die untere Grenze der täglichen "Kauzeit" bei ca. 5 - 6 Stunden. Als Faustregel gelten 1 bis 1.5 kg Heu pro 100 kg Lebendmasse als tägliche Ration. Im Winter muss diese Ration erhöht werden -je nach Leistung und Haltung: bei Nordpferden um 15% bis 50% - bei Südpferden auf 50% bis 100%!

Verdauung von Rauhfutter und Kraftfutter
aus Ingolf Bender Praxishandbuch Pferdefütterung
  Rauhfutter
Wiesenheu / Heusilage
Kraftfutter
Hafer, Ergänzungsfutter
Kopfdarm lange Kauzeit: 45 min
für 1 kg; intensive Einspeichelung
kurze Kauzeit: 15 min
für 1 kg; geringe Einspeichelung
Magen Füllung langsam, pH-Wert-Senkung gut Füllung schnell, pH-Wert-Senkung schlecht
Dünndarm Mikrobielle Aktivität
erträglich
Mikrobielle Aktivität
mengenabhängig u.U. zu hoch
Dickdarm ausgeglichene Verdauung
säurearm
hohe Kraftfuttergaben übersäuern und zerstören Mikroorganismen

Und hier geht das Problem häufig schon los. Ein Großteil der Freizeitpferde ist mit 1.5 kg pro 100kg Lebengewicht bereits zu fett gefüttert. Heu von extensiv bewirtschafteten kräuterreichen Weiden gibt es eigentlich gar nicht mehr. Gras und Heu sind damit sehr nährstoffreich.

Ggfs. kann die Ration durch Stroh (Haferstroh) gestreckt werden. Manche Pferde reagieren aber auf den Lignin-Gehalt im Stroh mit leichten Verdauungsproblemen. PSSM-Pferde haben häufig auch mit Stroh Probleme.

Frau Dr. Renate Vanselow zeigt in Ihren Veröffentlichungen, dass folgende 4 Aspekte für die Beurteilung von Pferdeweiden wichtig sind.

  • Zu hoher Nährwert und Geschmack verstärkende Substanzen im Gras
  • Giftproduktion fördernde Pilze im Gras
  • Böden, die künstlich den Bedingugnen der Pflanzen angepasst werden
  • Massentierhaltung, die die Böden extrem verdichtet und noch stärker veränderte Pflanzen und noch mehr Düngegaben erfordert

Gras ist zu nährstoffreich
Hochleistungs-Milch-Kühe benötigen einen hohen Gehalt leicht verdaulicher Kohlenhydrate im Gras. Das Pferd benötigt dagegen höhere Rohfasergehalte. Hochleistungsgräser (Deutsches Weidelgras, Rohrschwingel oder Wiesenschwingel) sind gezielt auf Schmackhaftigkeit gezüchtet und enthalten Appetit und Geschmack anfregende Substanzen.

Gras und Heu von Wildgräsern auf mageren Standorten werden von unseren Pferden anfänglich nicht gerne gefressen, da es ungewohnt herb - zumindest weniger süß als industriell angebaute Qualitätsgräser sind. Werden spezielle Pferde-Grassorten ausgesät, kann es passieren, das die Pferde dies zunächst verschmähen.

Giftproduktion fördernde Pilze
Leistungsgräser sind unter anderem auf die Erhöhung von Konkurrenzkraft, Winterhärte und Resistenzen gegen Stress (Frost, Trockenheit, Parasiten) hin gezüchtet. Dies wird bei den Gräsern durch in der Pflanze (endophytisch) lebende Pilzsymbioten unterstützt. Die Pilzsymbionten sind für die so genannte Weidelgras-Taumelkrankheit (ryegrass staggers) verantwortlich, die Zusammenhänge mit dem Weidelgrasfieber (ryegrass fever) werden untersucht.

Angepasste Böden
Pferde stammen aus kargen Gegenden wie Steppen, Savannen, Gebirge oder Sümpfen. Die üblichen Saatgutmischugnen enthalten aber fast nur Gräser aus sehr nährstoffreichen, feuchten Standorten wie Flußufern und Auenwäldern. Diese Grassorten benötigen eine intensive Pflege, egal welche Art von Boden zur Verfügung steht: Er wird passend gemacht. Mit entsprechenden Düngern wachsen die Gräser überall. Bleibt der Dünger aus, geraten die Gräser auf unpassenden Standorten unter Stress.

Verdichtete Böden
Verbiss, häufige Mahd, Vertritt mit Bodenverdichtung: gerade in der Pferdehaltung werden häufig zu viele Pferde auf zu kleinen Weiden gehalten.
Verdichteter Boden zeigt unter anderem Staunässe und Sauerstoffmangel, was unerwünschte Zeigerpflanzen wie Kriechender Hahnenfuß und Breitwegerich tolerierten.

Einfach die Düngung einstellen ist gar keine Lösung: Meist wird dann zuerst Stickstoff ausgewaschen oder verbraucht. Übrig bleibt dauerhaft auf jeden Fall Phosphor. Ist kein Stickstoff mehr vorhanden, nehmen Leguminosen wie Klee überhand. Klee kann sich nicht nur den Stickstoff selbst aus der Luft holen. Er übernimmt auch eine zusätzliche Stickstoffdüngung der Fläche.

Hochgeschossene Pflanzen weisen einen hohen Wassergehalt bei geringem Rohfasergehalt auf, was zu Durchfällen bei Pferden führt.

Intensiv genutztes Grünland ist Fastfood-Kost für Pferde.
Pferde werden nicht satt - aber fett - und der Stoffwechsel leidet.