
Zusammenstellung der Pferde-Futterrationen:
Bestandteile Kohlenhydrate und Fettsäuren und deren Verdaulichkeit
Pferde haben keine Gallenblase
Enzyme aus der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und Galle aus
der Leber treten in den vorderen Teil des Dünndarms und mischen
sich dort mit dem Nahrungsbrei. Pferde unterscheiden sich in der
Verdauung von anderen Haustieren: ihnen fehlt zur Dosierung eine
Gallenblase, so daß Gallenflüssigkeit (= Säure aus
der Leber) kontinuierlich, in den Dünndarm gelangt. Die Zusammensetzung
des Bauchspeichels beim Pferd enthält nur geringe Enzymmengen
(Trypsin, Amyalase, Lipase), aber hohe Mengen an Alkalien zur Neutralisierung
des in den Dünndarm strömenden Mageninhalts.
Kohlenhydrate und Verdaulichkeit beim Pferd
Eine Haupternergiequelle des Pferdes sind komplexe Kohlenhydrate
bzw. Stärke. Kohlenhydrate finden sich in Gras (Pflanzenstängel
+ Blätter), Heu, Luzerne und Getreide (Samenkörner).
Kohlenhydrate werden im Dünndarm umgewandelt. Während Monosaccharide (Einfachzucker wie Glucose, Fructose und Galactose) direkt über die Darmwand ins Pfortaderblut zur Leber gelangen, ist jedoch der Stärkeabbau (z.B. aus Getreidekörnern) aufwendiger. Im Gegensatz zu den Einfachzuckern können die langkettigen Moleküle der Stärkeverbindungen die Darmwand nicht unmittelbar passieren. Diese großen Moleküle müssen durch Amylase erst noch zerkleinert werden: Komplexe Zuckerverbindungen (Stärke, Heteropolysaccharide) werden durch das Enzym Amylase in Zweifach- und Einfach-Zucker gespalten.
Die Hormone Insulin und Adrenalin steuern nun den Blutzuckerspiegel: Die Konzentration von Traubenzucker (Glucose) im Blut = Blutzuckerspiegel muss in einem körperverträglichem Bereich liegen: liegt der darunter, stellen sich Muskelzuckungen und Muskelkrämpfe ein. Ist der Blutzuckerspiegel zu hoch, wird Zucker über die Nieren mit dem Harn ausgeschieden. (=Abmagerung)
Der Traubenzucker (Glucose)-Anteil, der nicht unmittelbar benötigt wird, wird von Leber- und Muskelzellen aufgenommen und dort in seine Speicherform, in Glykogen umgewandelt. Weitere Glukose-Überschüsse werden in Form von Körperfett gespeichert. Bei Bedarf erfolgt mit Hilfe von Adrenalin die Rückumwandlung des gespeicherten Glykogens in 'blutgängigen' Traubenzucker zur Energieversorgung.
Speicherform für Muskelarbeit ist das Adenosintriphosphat (ATP): ATP setzt sich aus Proteinen zusammen, die durch energiereiche Bindungen miteinander verkettet sind. Sobald diese Bindungen im Stoffwechselprozess gespalten werden, wird Energie freigesetzt.
Der ökonomischste Stoffwechselprozess ist der aerobe Energiestofffwechsel, der unter Vorhandensein von Sauerstoff in den Muskelzellen funktioniert. Er ist normalerweise bei niedriger bis mittlerer Bewegungsintensität, also z.B. im Schritt + Trab, aktiviert. Die Mitochondrien (Energiefabrik der Muskelzellen) verbrennen Glukose zu Kohlendioxid, Wasser und 36 bis 38 Molekülen ATP.
Eine hohe Bewegungsintensität, wie z.B. ein Sprint oder Bergaufklettern etc., erfordert Muskelaktivitäten, für die die Sauerstoffaufnahmekapazität der Muskulatur oft nicht ausreicht. Die Umwandlung von Glykogen in Glukose im Muskelgewebe unter Sauerstoffmangelbedingungen ist der anaerobe Energiestoffwechsel. Bei der Produktion von einem Molekül Glukose im anaeroben Stoffwechsel, werden lediglich 2 Moleküle ATP freigesetzt, im Vergleich zu 36 bis 38 Molekülen beim aeroben Stoffwechsel. Ein Nebenprodukt des anaeroben Stoffwechsels ist die Milchsäure (Laktat), die sich im Gewebe ansammelt und die Zellen schädigt.
Die pflanzliche Zellulose aus Ballaststoffen können mit Hilfe von im Grimm- und Blinddarm lebenden Bakterien in freie Fettsäuren zerlegt werden. Freie Fettsäuren sind organische Säuren: sie liefern ca. 25% der Energie, die ein Pferd im Ruhezustand für die Erhaltung der Körperfunktionen benötigt. Pferde, die mit genügend Raufutter bzw. Ballaststoffen versorgt sind, haben qasi im Dickdarm ein Energiereservoir, wodurch die Muskulatur ständig mit "Brennstoff" für Ausdauerleistung versorgt wird.
Fette / Fettsäuren und Verdaulichkeit beim Pferd
Neben den Kohlenhydraten gehören Fette zu den energieliefernden
Grundnährstoffen. Im Unterschied zu Kohlenhydraten lassen sich
Fette in großen Mengen speichern.
Fette mit hohem Anteil an kurzkettigen und ungesättigten Fettsäuren
sind hoch verdaulich: für die Pferdefütterung sind Öle
mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren (u.a. sog. Omega-3-Fettsäuren)
bevorzugt einzusetzen => Leinöl passt daher so gut!
Fette und Proteine werden ebenfalls im Dünndarm enzymatisch
verdaut. Den Fettabbau bewerkstelligen die sogenannten Lipasen.
Sie spalten Fette in deren Einzelkomponenten, Monoglyceride und
Fettsäuren, auf. Durch die Darmschleimhaut können Monoglyceride
und Fettsäuren aufgesogen werden; sie dienen dem Organismus
als Krafstoffe bzw. als Energiereserven. Fette, die den Dünndarm
unverdaut passieren konnten, werden teilweise noch im Dickdarm zerlegt
und dort aufgesogen.
Fette sind eine ausgezeichnete Energiequelle für die aerobe
Muskeltätigkeit. Fett wird in den Geweben zwischen den
einzelnen Muskelzellen gespeichert. Es ist aber auch in Form von
energiereichen freien Fettsäuren verfügbar. Je besser
die Kondition des Pferdes ist, um so eher ist es in der Lage, die
benötigte Energie aus dem Fettstoffwechsel zu beziehen.
Bei aerober Stoffwechsellage verbrennt der Körper des Pferdes
zuerst die Fette und schont die Glykogendepots in den Muskeln und
der Leber für die spätere Verwendung.
Die Nutzung aerober fetthaltiger Energiequellen verzögert die
Ermüdungserscheinungen, die mit der Erschöpfung der Glykogenreserven
einhergehen.
Ein um Fette ergänzter Speiseplan verbessert die Toleranz des
Pferdes gegenüber großer Hitze, da die Verbrennungen
von Fettsäuren 30% weniger Wärme freisetzt, als die hoch
eiweißhaltiger Futtermittel. Fettreiche Kost steigert die
Kalorienaufnahme des Pferdes, ohne die Futtermenge zu erhöhen.
Wenn Fette gefüttert werden, dann täglich: Der
Körper muss "lernen" Fette als Energiequelle zu nutzen.
Theoretisch kann bis ca. 2* tgl je eine Tasse Pflanzenöl verfüttert
werden. Aber immer langsam beginnen und nur langsam steigern.
Immer beachten: das Pferd - anatomisch OHNE Gallenblase ausgestattet
- kann keine größere Menge Fett "auf einmal" verstoffwechseln.
Training und Fütterung aufeinander abstimmen
Ausdauertraining: Wann trainiert man überhaupt im aeroben
und wann im anaeroben Stoffwechselbereich? Das Training kann
nur optimal unterstützt werden, wenn die Fütterung passt
und umgekehrt.
Eine tolle Möglichkeit ist das Training mit dem Pulsmessgerät:
frühzeitig Probleme erkennen, Vorbeugung und Leistungszuwachs
können sichtbar gemacht werden ....
Richtig interessanter Artikel, der das Training von Pferden im aeroben und anaeroben Stoffwechselbereich beleuchtet: Pferde trainieren mit Pulsuhr: Ausdauertraining mit modernen Techniken von Frank Mechelhoff
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