EMS wird (genau wie das Equine Cushing oder die Hypothyreose
(Schilddrüsen-Unterfunktion)) zu den endokrinen Störungen
(Endokrines System = Hormonsystem) gezählt.
Die Abgrenzung EMS (Equines Metabolisches Syndrom) zu ECS
(Equines Cushing-Syndrom / neuerem Namen
PPID: Pituitary pars intermedia dysfunction) ist (noch) nicht eindeutig.
Die medikamentöse Behandlung mit Pergolidmesilat (früher Pergolid),
das bei an Cushing erkrankten Pferd das fehlende hemmend wirkende
Dopamin ersetzt, zeigt dagegen bei EMS-Pferden keine Wirkung.
EMS ist eine Stoffwechselerkrankung, die mit Insulinresistenz
einhergeht. Der Organismus reagiert nicht mehr "adäquat"
auf die Insulinausschüttung und der Zuckerstoffwechsel
entgleist.
Die Fettablagerungen bei EMS-Pferden werden nicht als passives
Speichergewebe angesehen, sondern als "Hormondrüse".
Die vom Fettgewebe produizierten Botenstoffe werden für eine
Schädigung des Hufbeinträgers verantwortlich gemacht,
die im fortgeschrittenen Stadium zur Hufrehe führen.
Im Allgemeinen werden folgende Symptome diskutiert:
- Fettablagerungen am Mähnenkamm, im Schulterbereich, Bereich des Präputiums, an der Kruppe oder oberhalb des Schweifansatzes.
- mangelnde Leistungs -Bereitschaft / -Fähigkeit
- Bemuskelung unbefriedigend / Muskelverspannungen
- Symptome treten häufig ab einem Lebensalter ab 8 Jahren erst deutlich auf
- bei Stuten sind Auffälligkeiten rund um die Rosse sichtbar (ausbleibende Rosse / übermäßige Rosse etc.)
- Störungen im Bereich der Hufe: brüchige Hufe, Fühligkeit, evtl. abgeflachte Hufsohle etc. bis zur Hufrehe
- meist unauffälliges Fell - es wird aber auch ein verzögerter Fellwechsel, stumpfes Fell etc. diskutiert (hier spielt wahrscheinlich die noch nicht eindeutige Abgrenzung zu ECS eine Rolle)
- Neigung zu Entzündungen (noch nicht komplett erforscht)
Man findet in der Literatur EMS auch unter folgenden Synomymen:
cushing-like-syndrome, Prä-Cushing, Peripherer Cushing
Hinweise zu den Laborwerten bei EMS finden Sie bei pferdewiki
zum Thema EMS.
Die wichtigste Maßnahme ist die bedarfsgerechte Fütterung.
Heu ist zunächst einmal das Grundnahrungsmittel - und bei EMS-Pferden
auch erst einmal alleiniges Futtermittel. Stroh könnte auch
für einzelne Pferde aufgrund der schlechten Verdaulichkeit
nicht verträglich sein. Die oftmals angesprochene bedarfsgerechte
Mineralversorgung (ohne Melasse, Zuckerstoffe, Getreide)
sehe ich persönlich ebenfalls kritisch:
Natürlich kommt es auf den Schweregrad der Stoffwechselentgleisung
an: rein rechnerisch ist auf jedem Pferde-Ergänzungs-Mineralfutter
alles enthalten was ein Pferdestoffwechsel so braucht - aber ob
das betroffene Pferd die Inhaltsstoffe auch verstoffwechseln kann?
Wir persönlich werden hinterfragen recht skeptisch, ob wir
selber jeden Tag eine Mineraltablette schlucken sollten. Die Idee
lautet eigentlich: alle wichtigen (essentiellen) Inhaltsstoffe sollten
über eine Abwechslungsreiche Ernährung zugeführt
werden.
Nun gut: diese abwechslungsreiche Ernährung ist bei EMS
Pferden recht eingeschränkt. Die Heuqualität ist in
der Regel nicht unbedingt das optimalste Pferdefutter: in der Regel
nicht artenreich und schon gar nicht mit unterschiedlichen Kräutern.
DIE einzig passende Lösung wird es eh nicht geben:
individuell sollte das einzelne Pferd mit seiner eigenen Vorgeschichte
und dem Schweregrad der Erkrankung maßgebend sein.
Interessante Ansätze könnten jedoch "Mineralfutter" sein, die in erster Linie aus ganzen Pflanzen / Kräutern bestehen. In etwa wäre diese Form von Mineralfutter eher artgerecht (?) (Ich möchte das noch mit einem hinterfragendem Fragezeichen als Gedankenansatz stehen lassen!)
GlucoGard - Mineralfutter für EMS Pferde von St. Hippolyth
GlucoGard wurde als Nährstoffkonzentrat für Pferde mit Metabolischem bzw. Cushing-Syndrom und erhöhtem Hufreherisiko konzipiert. Der Zucker- und Insulinstoffwechsel ist unter anderem auf Vitamine des B-Komplexes und Mineralstoffe wie Magnesium, Zink, Mangan und dreiwertiges Chrom angewiesen. [...]Biroca Ursonne Pferde von Dr. Schaette
Kräuter-Mineralfutter für Pferde (Angebot bei Tierisch Unterwegs Eifel)
ca. ab 1995 bis 2000 habe ich auschliesslich Ursonne von Schaette als Mineralfutter bei meinem EMS Pony eingesetzt (wo ich noch nicht wusste, was EMS überhaupt ist): Mein Pony-Mix hat bis heute keinerlei Anzeichen von Rehe, war immer wohl auf und seine Atemwegs- und Leberprobleme haben wir in den Griff bekommen. Damals war EMS noch kein Gesprächs-Thema und man wusste zu wenig. In der Nachbetrachtung unterstelle ich Ursonne eine sehr gute unterstütztende Wirkung; da ich damals doch einige "Fehler" - z.B. 24 Stunden Weide etc. - eingebaut hatte, die jedoch bei meinem Pony-Wallach zu keinerlei Schwierigkeiten geführt haben.
Spirulinaalgen oder Chlorellaalgen
könnten als Mineralquelle dienen. Infos z.B. bei Masterhorse => Chlorella Algen
[Zitat-Anfang siehe pferdewiki]30-50 Gramm pro Tag geben für mind. 6 Monate. Sie unterstützen die Ausleitung der Neurotoxine und sorgen außerdem für einen basischen Ausgleich in der Ernährung. Spirulina enthält alle Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, außer Vitamin C und Jod. Deswegen ist Spirulina als Nahrungsmittel zugelassen. Chlorellaalgen sind ebenfalls als Nahrungsmittel zugelassen, da sie ebenfalls fast kein Jod enthalten. [Zitat-Ende]
Chlorellaalgen und Spirulinalgen bitte nur aus Aquakulturen geben. Wenn die Algen aus Seen stammen, dann können sie toxische Microcystine enthalten. Diese sind in anderen Algenarten enthalten, die manchmal versehentlich mit abgefischt werden bei der Ernte.
Multiplasan: Mineralstoffvital 10 für Tiere
Multiplasan der Firma Plantatrakt: Mineralstoffe + Kräuter
könnte vielleicht für das ein oder andere EMS Pferd eine Hilfe sein.
dr.WEYRAUCH Kräuterspezialitäten
Unterschiedliche interessante Kräutermischungen z.B. Kräutermischung Nr. 5 "Frühlingserwachen" zur Unterstützung der Leber finden sich im Angebot.
Bierhefe:
Glukose-Toleranz-Faktors (GTF):
Zusammen mit Vitamin B3 (= Nicotinsäure oder auch als Niacin bezeichnet ) und Aminosäuren (und zwar Zystein, Glyzin und Glutaminsäure bzw. Glutathion) bildet 3-wertiges Chrom den Glukose-Toleranz-Faktor (GTF)
siehe Praxis der Orthomolekularen Medizin: Physiologische Grundlagen. Therapie mit Micronährstoffen von Irmgard Niestroj
Der Glukosetoleranzfaktor ist ein Aktivator der Insulinwirkung. GTF allein hat keine Insulinwirkung, wirkt aber als Katalysator bei der Aufnahme von Glukose in die Zelle.
Weidezeit ist eigentlich für EMS Pferde gestrichen.
Auf nicht zu kurzgefressenen Wiesen (Fruktan-Problematik!) ist je
nach Bewuchs ggfs. zeitlich beschränktes grasen möglich.
Die Problematiken rund um die Pferdeweide hat Renate
Ulrike Vanselow in ihren Büchern und Veröffentlichungen
klar herausgearbeitet.
Kraftfuttergaben verbieten sich bei EMS Pferden von selbst. Wozu
auch? Die benötigte Energie ist bei EMS Pferden schon hinreichend
vorhanden, da muss keine schnellverfügbare Energie hinzu. Ggfs.
können stärkereduzierte Futtermittel oder unmelassierte
Trockenschnitzel in geringem Maß eingesetzt werden. Auch wenn
die Werbung mit allerlei Futter und Futterergänzungsmitteln
Linderung verspricht: wenig ist häufig mehr! - das gilt vor
allem bei der Futterauswahl für EMS-Pferde! EMS kann nicht
"weggefüttert" werden: EMS kann mit Training nur
in Grenzen gehalten werden!
Mit "noch" mehr Futter kann der Organismus eines EMS-Pferdes
nichts anfangen. Die Frage lautet: was und wieviel kann reduziert
werden, ohne dass der aufs "Dauerfressen" ausgelegte Pferdeorganismus
überfordert wird.
VORSICHT! EMS Pferde nicht Hungern lassen! Bei zu großem
Futterentzug werden vermehrt Fette abgebaut und die nächste
Soffwechsel-Entgleisung in die
Hyperlipidämie droht.
Bewegung ist wichtig: natürlich nur solange das Pferd
noch keine Hufrehe-Symptome
zeigen.
Auch hier gilt es wieder: nichts übertreiben - mäßig
aber regelmäßig und langsam die Intensität der Bewegung
steigern!
Begleitende Therapie:
Hier gilt es den Stoffwechsel insgesamt zu stützen. Die Naturheilkunde
bietet z.B. mit der Homöopathie oder der Akupunktur individuell
auf das jeweilige Pferd abgestimmte Möglichkeiten. Suchen Sie
die Unterstützung erfahrener Therapeuten in Ihrer Nähe.
Zink und Insulin
Sobald das Hormon Insulin in den Focus tritt, muss immer an
Zink gedacht werden. Zinkmangel kann für eine gestörte Glucose-Toleranz verantwortlich sein. Es gibt komplexe
Zusammenhänge zwischen Zink, Insulin und Glucosestoffwechsel. Zinkmangel kann
zu einer verringerte Insulinproduktionb zw. zu einer reduzierten
Insulinwirkung führen.
Daher bei EMS unbedingt eine ausreichende Zink-Versorgung
sicherstellen!
Wohlstandserkrankung beim Pferd
Auch unsere Pferde leiden an sogenannten Wohlstandserkrankungen: Adipositas, Fettleibigkeit bzw. Metabolisches Syndrom.
Als Steppentiere, die es gewohnt sind magere, energiearme Nahrung ca. 16 Stunden pro Tag zu kauen, kommen gerade die Ponyrassen mit dem angebotenen energiereichen Pferdfutter nicht zurecht und werden viel zu dick!
Schon das Raufutter ist hier innerhalb von Deutschland häufig
viel zu "üppig" für die leichtfuttrigen Pferderassen.
Das Heu kommt häufig von "Hochleistungsweiden", die
ursprünglich mal für Kühe (mit enormer Milchleistung)
vorgesehen waren.
Zusätzlich erfolgt noch eine tägliche Kraftfuttergabe
an Pferde, die in der Mehrzahl wenig Leistung bringen müssen.
Vor allem genügsamen Ponyrassen - aber auch Araber-(Mixe) - sind mit einem solchen Futterangebot in der Regel überfordert.
Fütterung Tipps
Heunetz
Um das Pferd zu beschäftigen und dem empfindlichen Verdauungsorganen
genug Auslastung zu ermöglichen: Bieten Sie das Heu in einem
Heunetz an.
Buchempfehlung
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Pferdeweide - Weidelandschaft: Kulturgeschichtliche, ökologische
und tiermedizinische Zusammenhänge
Link-Tipps
Linktipp
Zucker und Stärke als Auslöser der Hufrehe
VFD-Artikel: Das Fruktan-Märchen von H.M. Pilartz
Neue Forschungen rund um Hufrehe.
Fachinformation:
Equines
Metabolisches Syndrom (EMS)
Dr. med. vet. Ina Luz, synlab-vet Augsburg
Infos zum Krankheitsgeschehen und zur Labordiagnostik