Genetische Disposition ist NICHT unbedingt gleichbedeutend mit dem tatsächlichen
Krankheitsausbruch!
Bei der Diagnose einer genetisch bedingten Erkrankung - wie PSSM - ist
der Schreck zunächst einmal groß:
Nach unserem "Schulwissen" von früher gelten Gene als unveränderbar! Das Schicksal hätte
somit unausweichlich zugeschlagen.
In der Praxis erleben wir aber immer wieder, dass es große
Unterschiede zwischen Lebewesen gibt, die "scheinbar" ähnliche
Dispositionen mitbringen.
Warum kann das eine Pferd mit seinen
Problemen "zurecht kommen" und kompensiert und ein anderes
Pferd schafft es nicht?
Die Epigenitik macht uns betroffenen Pferdebesitzern zumindest
Mut! So ganz ausgeliefert scheinen wir und unsere Pferde dem
SCHICKSAL einer genetisch bedingte Erkrankung scheinbar doch nicht
zu sein!
Die Epigenetik scheint die Erklärung dafür zu liefern:
Gen(-Mutationen), die eine bestimmte Erkrankung
als "Möglichkeit"/Disposition begünstigen, lassen
sich beeinflussen: aktivieren, bremsen oder stilllegen.
Die Epigenetik zeigt, dass es "biochemische Schalter" an der
Erbsubstanz DNA gibt. Diese Schalter bestimmen letztlich, welches
Gen einer Zelle zu welchem Zeitpunkt ihrer Entwicklung gerade
aktiv ist und welches nicht.
Gene können quasi wie mit einem Licht-Schalter an- oder
ausgeschaltet werden.
Richtig spannend wird es:
Es scheint, als könnten die Gene - zumindest ein wenig -
beeinflusst werden: über die Menge und Art der Nahrung, über den
Kontakt mit Giftstoffen oder über Dauer und Intensität des
Stresses, denen ein Lebewesen und deren Kinder zugemutet wird.
Nicht nur der eigene Körper wird geprägt bzw. wird mehr oder
weniger krankheitsanfällig. Auch das biomedizinische Schicksal der
Nachfahren wird durch Erfahrungen und Nahrung der Eltern geprägt,
und zwar bereits Jahr(zehnt)e vor der Zeugung!
Buchtipp!
Auch wenn sich das empfohlene Buch so gar nicht mit Pferden
beschäftigt, für mich war die Lektüre dieser Veröffentlichung der
letzte entscheidende Anstoß, weiter gegen ein scheinbar übergroßes
Schicksal anzugehen und weiter gemeinsam um Shodan zu kämpfen!
Mut und weitere Energie waren wieder vorhanden!
Linktipp zu Amazon:
Der zweite Code: EPIGENETIK oder:
Wie wir unser Erbgut steuern können
von Peter Spork
- Podcast: Vortrag und Lesung zur Epigenetik
siehe Epigenetik: peter-spork.de
* unbedingt reinhören!
Ausflug und Gedanken in die Pferdezucht
Denkt man ganz grob die Grundlagen der Epigenetik in die Pferdezucht weiter, dann sollten wir uns demnächst deutlich mehr Gedanken darüber machen, wie unsere Pferde
aufwachsen und auch wie die Eltern unserer Pferde gehalten werden!
Hengste, denen der Sozialkontakt verweigert werden, die noch im
"Kindesalter" zur Hengstleistungsprüfung und ggfs. dann weiter zum
Bundeschampionat gehen müssen.
Fohlen, die frühzeitig mit Fohlenstarter "gepuscht" aber ohne
ausreichende Bewegung in der Box aufwachsen, können keine echte
Grundlage für ein gesundes und leistungsstarkes Pferdeleben sein und
sollten genauestens hinterfragt werden.
Auch die Frage, für was die Pferderasse ursprünglich gezüchtet
wurde bzw. wo die Eltern- und Großeltern aufgewachsen sind: vor allem
die Futterbedingungen und die Haltungsformen sind für die
epigenetische Ausstattung des vor einem stehenden Pferdes
interessant.
Sind wir ehrlich, wissen wir über die Vorfahren
unserer Pferde in der Regel (fast) nichts :-(
Mit ganz viel Glück
kann man bei Jungpferden, direkt beim Züchter noch die Mutterstute
und ggfs. (Halb-)Geschwister besichtigen.
Bei einigen
Züchterfamilien waren dann sogar Mutter, Oma und Uroma noch im Stall
;-) Aber das ist dann wirklich schon eine Ausnahme.
Schauen
wir auf die zahlreichen Pferde aus dem Ausland, tappen wir gänzlich
im Dunklen über die Vorgeschichte unserer Pferde.
Beim Pferdekauf interessant .....
- Wie ist das Pferd aufgewachsen?
- Wie ist das Pferd gefüttert worden?
- Wie ist das Sozialverhalten der Eltern?
- Unter welchen Lebensbedingungen und vor allem mit welcher
- Futterversorgung sind Eltern + Großeltern des Pferdes gehalten worden?
- Wie lange blieb das Fohlen bei der Mutter?
- Gab es Sozialkontakt der Fohlen auch zu Gleichaltrigen?
.... "weitergesponnen"... Gedanken zu PSSM
» PSSM / EPSM wird besonders häufig in Kaltblutrassen nachgewiesen. Man spricht mittlerweile davon, dass bis zu 90% der Kaltblut-Population
PSSM/EPSM Genträger sind.
Der Überlegung weiter folgend, dass
PSSM/EPSM Genträger besonders "effektiv" im Futter vorhandene Stärke-Bestandteile verstoffwechseln können, liegt die Frage nach dem
URSPRÜNGLICHEN Zuchtzielen nahe.
Wozu wurden
Kaltblutpferde einst gezüchtet?
Kaltblutrassen waren DIE
Arbeitspferde schlechthin! Allein rechnerisch hatten die Pferde kaum Zeit, die
während der Arbeit verbrauchten Kalorien wieder durch das Futter zu ersetzen.
Erfolgreich konnte nur die Population werden, die eine optimale
Futterverwertung mitbrachte.
Bedenkt man dann weiter, dass
trächtige bzw. laktierende Stuten in einer Zeit, in der Nährstoffe auch an das
Fohlen weitergegeben wurden, weiterhin arbeiteten, könnte auch dies eine "logische"
Konsequenz daraus sein, dass Kaltblutrassen quasi zum Überleben eine
entsprechende Genmutation mitbringen mussten.
Ob eine
Genmutation tatsächlich auch (im sinne der Epigenetik) "eingeschaltet"
wird, hängt von der Epigenetischen "Struktur" ab. Hier wiederum spielt
die Fütterung (während der Ausbildung der Geschlechtsmerkmale von beiden
Eltern!), die Haltung bzw. der Stress während der Trächtigkeit und der Laktation
und wenn man noch weiter der Epigenetik folgt, auch die Erfahrungen, Haltungs-
und Fütterungsbedingungen der Großeltern eine bedeutende Rolle.
Und daneben
dann die "eigenen" Erfahrungen der Nachzucht.
Gene
sagen nicht alles!
Aber » EPSM/PSSM könnte tatsächlich eine
"logische" Anpassung auf Leistung sein!
Link Tipps
Epigenetik?
Öffentliches Wissenschaftsportal
Spiegel ONLINE
Genaktivität
Forscher haben jetzt im Tierversuch nachvollzogen, warum
Stresssituationen die Aktivität der Gene ein Leben lang beeinflussen
können.
ihregene.de
Epigenetik: Das Gedächtnis der Zellen
PETER SPORK:
Erläuterungen zur Epigenetik und Buchvorstellung
planet-wissen.de
Forschung → Epigenetik
Das Geheimnis des menschlichen Bauplans: Welche Ideen stecken
hinter der Fachrichtung "Epigenetik"?
Der Begriff
Epigenetik ist zusammengesetzt aus den Wörtern
Genetik und Epigenese, also der
Entwicklung eines Lebewesens. Epigenetik gilt als das
Bindeglied zwischen Umwelteinflüssen und Genen
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