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Pferd im Schritt im Gelände

Pferde trainieren: Schritt reiten?

Training ist immer eine Gradwanderung zwischen Belastung und Schonung. Wir möchten möglichst Gelenkschonend trainieren, wollen aber auf der anderen Seite auch einen Trainingsreiz für alle Gewebe schaffen.

Was bietet sich da mehr an als der Schritt? Die Frage sei erlaubt: Ist Schritt reiten überhaupt Training?

Schritt reiten gehört im allgemeinen Verständnis zum Aufwärmen: Pferde sollten bis zu 20 Minuten im Schritt aufgewärmt werden! In der Praxis fällt jedoch auf, dass es scheinbar viel zu langweilig ist, Schritt zu reiten.

Wieviel und wie lange Schritt reiten?

Ein kurzer Ausflug in die Anatomie: wofür sind unsere Pferde eigentlich "gebaut"?
Wildpferde verbringen rund 90 bis 98 % ihrer Zeit mit der Futteraufnahme und mit Ruhephasen. Die "Hauptgangart" ist damit der gemächliche Schritt von Grasbüschel zu Grasbüschel mit gesenktem Kopf (Nacken- und Rückenband übernehmen den Hauptteil der statischen Haltefunktion - die Muskulatur wird dadurch entlastet).

Unser Training und die üblichen Haltungsbedingungen sehen heute anders aus. Durch recht eingeschränktes Futterangebot fressen die Pferde nur noch wenige Stunden, die übrige Zeit stehen sie und die Reitzeit besteht nur zu einem geringen Teil aus Schritt, hauptsächlich aus Trab und Galopp.

Die Fundstellen rund um das Thema Wie viel Bewegung braucht ein Pferd? zeigen deutlich, dass die Bewegung im Schritt - möglichst über viele Stunden am Tag - unabdingbar für die Gesunderhaltung unserer Pferde ist. Umso mehr auch für die Erholungsphasen von kranken Pferden! Ohne Bewegung - keine Heilung! Dazu passt auch gut der Artikel: Bewegung der Muskulatur hat "Heilkraft"

Einen unteren Mindestwert für die tägliche zurückzulegende Strecke im Schritt ist wissenschaftlich noch nicht gesichert. Aber 5 km Schritt bei ruhigen Ponyrassen oder Kaltblütern wäre wahrscheinlich eine Orientierungsmarke. Je lauffreudiger die Rasse, desto mehr sollte es sein. Bei Arabern liegt die Vermutung nahe, dass täglich ca 10 km im Schritt die Gesunderhaltung unterstützen könnte.  (?)

Geht man von einer Geschwindigkeit im Schritt von 100 - 125 m /min aus [1], dann reiten wir beim Warmreiten innerhalb von 10 Minuten zwischen 1 km und 1,25 km. Bei 20 Minuten warmreiten im Schritt, also zwischen 2 und 2,5 km. Viel zu wenig!

Betrachten wir einmal die normale Reitbahn von 20*40 m: Um dort 3 km im Schritt zu reiten, müßten ca. 25 Runden komplett außen herum (ganze Bahn) geritten werden. Da das nicht nur für das Pferd mehr als langweilig wäre, sollte die Schrittarbeit ins Gelände verlegt werden!

Beim Pferde-Aufbau-Training gilt die Devise: im Schritt wird Ausdauer und Kondition aufgebaut und zwar auf eine gelenk- und sehnenschonende Art und Weise!

1-2 mal in der Woche sollte ein ca. 2-3 stündiger Ausritt - hauptsächlich im Schritt! - bei jedem Pferd auf dem Trainigsplan stehen. Egal bei welcher Disziplin: Wir würden unseren Pferden einen großen Gefallen und viel für die Gesunderhaltung unserer Pferde tun!

Bei 1 Stunde im Schritt im Gelände wird je nach Geschwindigkeit eine Strecke von ca. 6 km zurückgelegt - bummelt das Pferd etwas, dann entsprechend weniger. Eine Führanlage könnte die Schrittarbeit ebenfalls gut ergänzen.
Aber die Schrittarbeit im Gelände sollte nicht zu kurz kommen: allein durch die Anpassung an den unebenen Boden, die psychische Wirkung auf das Pferd mit Umwelteinflüssen in Kontakt zu kommen, die positive Wirkung auf das Herz- Kreislaufsystem, wenn auch noch Steigungen mit eingebaut werden und die positive Wirkung auf die Atemorgane, die ohne Staub mal kräftig durchatmen können, sind durch keine andere Trainingsmöglichkeit zu erreichen.

Training ersetzt NIEMALS die freie Bewegung

Nicht zu vergessen: Kein Training ersetzt die Möglichkeit der freien Bewegung des Pferdes. Damit sich Pferde auf der Koppel oder im Auslauf auch tatsächlich bewegen, gilt es entsprechende Anreize zu schaffen. Hier hat die LAG - Arbeitsgemeinschaft Laufstall seit Jahren viele unterschiedliche Ideen mit in die Diskussion eingebracht: unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten von Ausläufen und Bewegungsställen: Liegebereiche von Fressbereichen zu trennen, Futterplätze und Wasserquellen möglichst weit auseinander zu legen. In Einzelhaltung bekommt darüber hinaus das Pferd auch nur wenig Anreiz zur Bewegung: in der Gruppenhaltung findet sich immer mal ein Kumpel, der auch gerade zum Spielen aufgelegt ist.

Es wird deutlich: als Pferdehalter müssen wir uns eine Menge einfallen lassen, damit wir unseren Pferden überhaupt die Rahmenbedingungen schaffen, dass sie gesund bleiben. Wenn wir sie reiten wollen, müssen wir einen entsprechenden  Trainingsaufbau schaffen, damit unsere Pferde in die Lage versetzt werden, das zusätzliche Reitergewicht zu (er)tragen und dabei gesund zu bleiben oder zu werden.

Bodenarbeit, Ausreiten, Pferde als Handpferd mitnehmen, Führanlage, Auslaufhaltung sind Möglichkeiten dem Pferd Abwechslung und Schrittbewegung zu verschaffen, das eigentliche Training für die entsprechende Disziplin kommt noch oben auf. Als Berufstätiger ist das nicht immer leicht zu gewährleisten; häufig schafft man das allein ohne Reitbeteiligung gar nicht.

Bei kranken Pferden haben wir indes das Problem, das wir dem Pferd zunächst die Schrittbewegung erst einmal wieder zu ermöglichen helfen. Bei Schmerzen dürfen wir natürlich unter keinen Umständen ein Pferd in die Bewegung zwingen! Dennoch:  bietet ein Pferd von sich aus die langsame Schritt-Bewegung an, dann sollten wir dieses Angebot auch annehmen.

Nur durch Bewegung + Training können wir die Pferde vor dem Metabolischen Syndrom und damit vor etlichen Varianten der Hufrehe schützen, auch PSSM-Pferde können nur mit regelmäßiger Bewegung symptomfrei gehalten werden. Stoffwechselentgleisungen sind Alarmrufe des Pferdeorganismus, dass er mit der Haltung und dem Umfeld nicht mehr klarkommt. Und Bewegung gehört zum Bewegungstier Pferd als MUSS in den Alltag hinzu.

Zitate und Fundstellen

Wohl einer der Wichtigsten Aspekte!
Aufwärmen oder Schritt reiten hat nix mit daherlatschen lassen oder tratschen zu tun ....  

Wichtige Aspekt: Hufbalance und Gesundheit und Schritt-Bewegung!

  • In den Dressur-Studien beschreibt der Huf- und Lehrschmied Gustav Optenplatz u.a. den Zusammenhang zwischen der Schritt-Bewegung und dem Hufmechanismus:
    Im Schritt wird der Hufmechanismus besonders angeregt - mehr als in jeder anderen Gangart. [...] Wer sicherstellen möchte, dass sein Pferd auf allen vier Hufen fit bleibt, sollte deshalb sein Pferd täglich mindestens auch 40 Minuten im Schritt bewegen, bevor er sein Pferd in anderen Gangarten arbeitet. [...]
    [siehe Biomechanik: Der Huf macht die Balance aus ]

Schritt reiten im Training der unterschiedlichen Reitsport-Disziplinen

  • Beatrix Schulte Wien erinnert sich in Ihrem Buch an die Zeit im Stall Rhode:
    Im Stall Rhode begegnete ich so bekannten Reitern wie Fritz Tempelmann und Harry Boldt, [...] Sie bereiteten unter anderem Mikado, den späteren Sieger des deutschen Dressurderbys, vor. [...] Ruth Rhode (Dressurreiterin und Grand-Prix-Richterin) ritt Tag für Tag mit großer Geduld ihr damals bestes Grand-Prix-Pferd Mikado im Schritt im Gelände, [...]
    [aus Beatrix Schulte Wien: Osteopathie
    - Bewegungsblockaden vorbeugen, erkennen und beheben
    ]
  • Nachdem das Pferd genügend Trage-, sprich Beugemuskeln aufgebaut hat, muss darauf geachtet werden, dass dem Körper über ein ausreichend belastbares Herz-Kreislauf-System genug Sauerstoff für die nun stärker entwickelten Muskeln zur Verfügung steht. Dies kann mit längeren Ausritten und Bergauftraining im Schritt sowie kürzeren, schnelleren Galoppreprisen im Gelände erreicht werden.
    [...]
    Dauernde Manegenarbeit in der Bahn ist genauso wenig sinnvoll wie reines Geländetraining. Die Abwechslung erhält die Aufmerksamkeit und die Motivation.
    [aus Robert Stodulka: Vom Reiten zur Reitkunst
    - Die klassische Reitlehre und die Biomechanik des Pferdes
    ]
  • Abwechslung zwischen Bahnarbeit und Geländeritten hält junge Pferde interessiert und aufmerksam. Ruhige Schrittarbeit ist für untrainierte Pferde am besten geeignet, um ihnen eine grundsätzliche Fitness zu vermitteln.
    [aus Peter Kreinberg: Grundausbildung für Western- und Freizeitpferde ]
  • Schritt Training für Distanzpferde von Andrea Amacher [pdf-Datei]
  • Tölt.Knoten.de - Das Islandpferde-Online-Magazin Ganz einfach Schritt reiten ! ? von Ulrike Amler [pdf-Datei]

Schritt ist nicht gleich Schritt

Schritt reiten ist selbstverständlich nur Training, wenn wir unsere Pferde nicht einfach "daherlatschen" lassen!

Eine fest definierte Geschwindigkeit in km/h als "Leitlinie" kann es nicht geben: Jedes Pferd hat sein eigenes - individuell ökonomisches (Schritt-)Tempo.

Um den Trageapparat des Pferde unter dem Sattel nicht zu überfordern, gilt der Blick zur Oberlinie. Die Halsmuskulatur ist die eigentliche Tragemuskulatur, die wichtig ist, damit Bewegung - trotz Reiter - wirklich durch den Körper geht.
Zu ausgedehntes Schritt reiten, womöglich noch in immer gleichem Tempo "nur" geradeaus, bewirkt häufig, dass die Pferde den Reiter mit der Bewegungsmuskulatur festhalten.
Schritt reiten bedeutet somit "wirklich" reiten: Tempiwechsel, unebener Boden, gymnastizierende Übungen (klappt auch im Gelände! ) etc. gehören zum "gesundheitsförderndem Schritt-Reiten" selbstverständlich dazu.

Innere Losgelassenheit kann bei manch sehr unsicheren oder hitzigen Pferden (oder wie bei den muskulär verspannten PSSM Pferden) häufig zunächst nur im Schritt trainiert und erreicht werden. 

Im Schritt zeigen sich schonungslos Ausbildungsmängel bzw. Schwachpunkte des Pferd-Reiter-Paares: jede Taktstörung, jede psychische Anspannung, jedes Zucken, jedes Rücken-Wegdrücken, fehlende Nickbewegungen usw. zeigen deutlich, wie das weitere Training ausschauen sollte.

Schritt wird geritten! Im Schritt lassen wir uns nicht einfach tragen ;-) Schritt als Training wird Schritt für Schritt geritten!

Abwechslungsreich und hilfreich fürs Training: im Gelände unebene Wege reiten bzw. Bergauf-Reiten, auch leichtes Bergab ins Schritt Training einbeziehen.
Geht es zu steil bergab aber bitte pferdeschonend trainieren und absteigen - solange das Pferd noch im Aufbautraining ist!

Und ganz wichtig! Stundenlanges geradeaus Reiten in immer gleicher Haltung auf einem Pferd, sprich auf einem Lebewesen, das nicht zum Tragen von Lasten "konzipiert" ist, schadet mehr als das es nutzt!
Damit z.B. der lange Rückenmuskel auch wirklich als Bewegungsmuskel  locker bleibt und das Pferd nicht aus Ermüdung beginnt den Reiter mit der Rückenmuskulatur zu tragen, gilt es wirklich SCHRITT ZU REITEN!

Muskulatur, als auch Sehnen und Bänder funktionieren nach dem Prinzip "anspannen und entspannen"!
Auch im Schritt können Tempiwechsel geritten werden, aufgrund von unebenen Böden im Gelände bzw. bergauf und bergab verändert das Pferd insgesamt ständig die Körperhaltung, es können auch im Gelände leichte Biegeübungen oder Seitengänge geritten werden!
Machen Sie einen Schritt-Ausritt zum Erlebnis Abenteuer!
Bummel Strecken wechseln sich mit spannenden Aufgaben - bis hin zum dressurmäßigen Arbeiten im Gelände - ab!

Quellennachweis: (siehe auch Buchempfehlung rechts)
[1] Cornelia Koller * Abenteuer Distanzreiten

persönliche Erfahrungen

Im Nachhinein weiss ich es erst richtig zu schätzen, wie Shodan aufgewachsen ist: frei in der Herde geboren, war er von Anfang an in der Eifel auf riesigen Auslauf-Weiden, im hügeligen Gelände mit nicht zu fetten Weiden unterwegs.

Boxen hat er seit seiner Geburt im Jahre 1996 nur selten kennengelernt.

Damit hat Shodan nicht nur einen guten Knochen"Umfang" geerbt, sondern konnte in der Aufzucht auch direkt die Knochendichte, Sehnen und Bänder inkl. Muskulatur, sein Herz-Kreislaufsystem und auch die Koordination seiner Bewegung trainieren.

Durch die Erfahrungen mit meinem "Oldie" bestätigt , der mit Lungenemphysem und Herzklappenfehler und nach heutigem Wissensstand mit EMS 1993 zu mir kam und den ich jahrelang im Schritt bewegte, begann für mich und Shodan das Training ebenfalls im Schritt. Wir gingen im Gelände spazieren, was ich im Zeitraum von einem Jahr vor dem Anreiten in der Eifel ebenfalls begonnen hatte. Nach und nach kam dann das Ausreiten hinzu. Im Schritt.

Nach wie vor, ist der Pulsmesser für meine Beruhigung eine wichtige "objektive Messlatte". Erholt sich Shodans Puls nach Trab oder Galopp-Phasen nicht schnell genug, habe ich zu viel gefordert - oder irgend etwas stimmt nicht: Drückt eventuell der Sattel, ist der Hufschutz optimal etc. - auf jeden Fall gilt es dann genauer hinzusehen.

Meinen Trainern und vor allem den Fit for Run Reitkursen in Meissenheim bei Andrea Hassel (Trainerin Distanzreiten) habe ich es zu verdanken, dass ich mich doch mal an so etwas wie "Trainingsreize gezielt setzen" bzw. überhaupt mit dem Thema Trainings-Anforderungen steigern herangetraut habe. Alleine würde ich immer noch im Schritt durchs Gelände streifen ;-)

2015:
Niall ein 5-jähriger ehemaliger Galopper ist eingezogen. Auch wir beginnen gemeinsam bei Spaziergängen im Schritt. 


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