. . Kontakt | Datenschutz | Plagiat-Schutz |Impressum Stoffwechsel-Erkrankungen bei Pferden
2 Ponys grasen - vorsichtig beim Abnehmen

Geraten zu gut ernährte Ponys in einen Hungerzustand kann der Fettstoffwechsel entgleisen. Der Ponyorganismus erhält nicht genug Energie aus der Nahrung und greift daher die eingelagerten Fettstoff-Reserven an. Die Tiere befinden sich aufgrund der eingeschränkten Futteraufnahme in einer energetischen Unterbilanz, was zu einem Anstieg des Glukagon-Spiegels im Blut führt. Hinzu kommt eine Erhöhung des Adrenlin- und Kortisolspiegels, ausgelöst durch die Stresssituation.

Die Idee beim Abnehmen ist es, dass der Organismus sein "eingelagertes Fett angreift" - ABER die Leber darf bei der Verarbeitung aus dem Depotfett freigesetzten Fettsäuren nicht überfordert werden! Auch die Leber kann streiken: Die Grenze zur Überforderung und damit zur Verfettung ist schnell erreicht. Der Teufelskreis schliesst sich :-(
Trotz manchmal bereits äußerlich sichtbarer Abmagerung "verfettet" der Organismus von innen. Plasma wird trüb und "wolkig-milchig".

Besondere Vorsicht gilt bei zu dicken (adipösen) Ponys: hat der Besitzer erkannt, dass das Pony abspecken muss, dann darf der Stoffwechsel nicht durch abrupten Futterentzug gestresst werden. Kommt ein Pony über mehrere Tage in eine "negative Energiebilanz" kann aufgrund der einsetzenden Mobilisierung des Depotfettes die Leberfunktion überfordert sein. Der Fett-Stoffwechsel entgleist. Diät nach Hufrehe ja - aber sehr langsam.

Eine "negative Energiebilanz" kann durch Futterentzug, aber auch durch Wurmbefall hervorgerufen sein. Auch ein akuter Hufreheschub bringt den Stoffwechsel durcheinander und kann Auslöser sein. Bei trächtigen Stuten im letzten Drittel der Trächtigkeit gilt es darauf zu achten, das der erhöhte Energiebedarf auch durch die Fütterung gedeckt ist. Sonst droht hier ebenfalls eine Stoffwechsel-Entgleisung.

Alle Erkrankungen die mit Futterumstellung / Futterentzug bzw. Appetitmangel einhergehen können bei einem zu wohlgenährten Pony zur Hyperlipämie führen.

aus Krankheiten des Pferdes: Hanns-Jürgen Wintzer

Klinische Symptome sind Apathie, Bewegungsunlust bis hin zur Nahrungsverweigerung incl. unzureichender Trinkwasseraufnahme. Bei trächtigen Stuten kann es zu Ödembildungen kommen. Puls- und Atemfrequenz sind erhöht. (Puls- und Herzbeschleunigung sind die Folge einer fettigen Degeneration des Herzmuskels, die Atembeschleunigung ein Versuch , die aufgetretene stoffwechselbedingte Übersäuerung des Blutes und des Körpers zu kompensieren.)

Blutuntersuchung:
Bei Hyperlipämie sind Triglyceride, alkalische Phosphatase und Gamma-GT erhöht. Der gesamt Bilirubin Wert kann ebenfalls erhöht sein. Ungünstig wird es, wenn der Glukose Wert ebenfalls erhöht ist. Wichtig: beim Pferd steigt der Cholesterinspiegel bei Hyperlipämie NICHT an. Insoweit ist der Cholesterinwert zur Diagnosefindung nicht heranzuziehen.

Begünstigende Faktoren, die zu einer Hyperlipämie führen können:

  1. Trächtigkeit: Unterversorgung in der Trächtigkeit: Dicke, hochtragende Ponys sind stark gefährdet
  2. Haltungsbedingungen: plötzliche Veränderungen der Haltungsbedingungen, Stress, Futtermittelwechsel und weitere Faktoren, die zur Appetitlosigkeit führen
  3. Parasitenbefall: ein hochgradiger Endoparasitenbefall, insbesondere mit kleinen Strongyliden führt zur Abmagerung bzw. zur Appetitlosigkeit, durch die eine Hyperlipämie in Gang gesetzt wird.
  4. andere Ursachen und Krankheiten, Stress und Schmerzen, die eine mehrtägige Appetitlosigkeit nach sich ziehen
    und natürlich Futterentzug. Gerade nach Hufrehe nur eine ganz langsame Futterreduzierung durchführen!


Auszüge und Zitate aus der Dissertation: Stimulierbarkeit der Hormonsensitiven Lipase bei Großpferd und Pony im Hinblick auf das Hyperlipämie-Syndrom

Das Hyperlipämie-Syndrom beschreibt eine Entgleisung des Fettstoffwechsels. Betroffen sind in besonderem Maße Shetland-Ponys und Esel, aber auch andere Ponyrassen wie z.B. Miniponys, Welsh-Mountain-Ponys und Australische Ponys. Andere Quellen sehen die Island- und Fjord-Pferde noch als besonders betroffen. Äußerst selten manifestiert sich die Erscheinung bei Großpferden. Das Geschlecht nimmt ebenfalls Einfluss auf das Geschehen dieser Stoffwechselstörung. Es erkranken hauptsächlich Stuten, selten jedoch Wallache oder Hengste, was auf die hormonelle Beeinflussung des Stoffwechsels bei Stuten zurückgeführt wird.

Kennzeichnend für die Hyperlipämie ist eine Erhöhung von VLDL (Lipoproteine), Triglyceride und Freie Fettsäuren im Plasma.

Normalwerte von Triglyceride im Plasma gesunder Tiere liegen zwischen 6-78 mg / dl (NAYLOR 1982 b), wobei zwei Ausnahmen zu berücksichtigen sind. Nach WATSON et al. (1990) kann die Konzentration bei gesunden Eseln bis zu 290 mg / dl betragen und bei Ponystuten gegen Ende der Trächtigkeit auf Werte um 250 mg / dl ansteigen (WATSON et al. 1993), ohne dass krankhafte Veränderungen auftreten.

Je nach Ausmaß der Triglyceride-Erhöhung werden in der Literatur die Begriffe Hyperlipidämie und Hyperlipämie unterschieden:
Hyperlipidämie: milde Lipämie, da eine Dysfunktion der Leber fehlt.
Triglyceride sind zwar erhöht, jedoch bleiben die Werte unter 500 mg / dl.

Hyperlipämie definiert einen Zustand, bei dem die Plasma-Triglyceride-Werte auf weit über 500 mg / dl ansteigen, eine Leberschädigung in Form der Fettinfiltration vorliegt und das Plasma eine milchig-trübe, opake Erscheinung aufweist.

Die Hyperlipämie tritt selten als eigenständige Primärerkrankung in Erscheinung, sondern ist vielmehr als sekundäre Komplikation einer zugrunde liegenden Erkrankung zu sehen, wobei hier v.a. Beeinträchtigungen des Magen-Darm-Traktes eine Rolle spielen, gefolgt von Hufrehe.

Spurensuche: Die Rolle von Insulin

In Studien haben sich Ponys verglichen mit Großpferderassen als insulinresistent erwiesen (JEFFCOTT et al. 1986), wodurch die Entstehung von Hufrehe und Hyperlipämie begünstigt wird. Insulinresistenz bezieht sich in diesem Zusammenhang auf die geringere Empfindlichkeit der Zellen gegenüber diesem Hormon und beschreibt einen Zustand, in dem für das Auslösen biologischer Reaktionen eine höhere Konzentration notwendig ist als üblich (FREESTONE et al. 1991).

Besonders stark ausgeprägt ist diese Insulinresistenz bei Ponys, die an Hufrehe erkrankt sind oder sich in einem adipösen Ernährungszustand befinden (COFFMAN u. COLLES 1983; JEFFCOTT et al. 1986).

Die Insulinresistenz ist laut JEFFCOTT et al. (1986) vermutlich Resultat einer natürlichen Selektion, in deren Folge sich Ponys in freier Wildbahn an eine ungenügende Futterversorgung anpassen konnten. Zur Verteilung der Kohlenhydrate in die Muskulatur war eine reduzierte Insulinaktivität erforderlich. Mit der Domestikation der Ponys ging erhöhte Kolenhydratfütterung einher, was nunmehr - unter noch bestehender Insulinresistenz - zur Umleitung großer Kohlenhydratmengen in die Leber und deren Umbau in Triglyceride führte. Nach Transport der Triglyceride mittels VLDL (very low density lipoprotein, Lipoproteine sehr niedriger) in das Blut ist die Hyperlipämie eine logische Konsequenz (JEFFCOTT et al. 1986).

Zur Prophylaxe werden eine adäquate, leistungsgerechte Fütterung bei Vermeidung von Adipositas und Energiemangelzuständen empfohlen. Außerdem sollten Stresszustände weitgehend reduziert oder vermieden werden und drastische Maßnahmen zur schnellen Gewichtsreduktion unterbleiben sowie eine regelmäßige Wurmprophylaxe erfolgen (SCHOTMAN u. KRONEMAN 1969; FÜRLL u. SCHÄFER 1992; WATSON u. LOVE
1994). FREESTONE et al. (1992) empfehlen darüber hinaus ein Bewegungsprogramm in Kombination mit kontrollierter Futteraufnahme zur Verbesserung der Insulinsensitivität.
Da tragende Stuten besonders gefährdet sind, sollte eine regelmäßige Bestimmung der Plasma-TGL-Werte Teil einer monatlichen Gesundheitsüberprüfung sein (WATSON u. LOVE 1994).

Link-Tipp Hyperlipämie

Hyperlipoproteinämie
von med.vet. Ines Martens
Eine sekundäre Fettstoffwechselstörung mit ungünstiger Prognose: Die Hyperlipämie ist keine selbstständige Primärerkrankung.


Link-Tipp Hyperglykämie

Zuviel Getreide überzuckert das Blut: Hyperglykämie
von Dr. Eberhard Moll /
St. Hippolyt: Futter Praxis

Im Folgenden wird dargelegt, dass Hyperglykämie, Hyperinsulinismus und Insulinresistenz auch ohne Diabetes bei Pferden zu gravierenden Gesundheits- und Leistungseinbußen führen können.

Chrom Mangel
äußert sich in Hyperglykämie, Gewichts-Verlust, peripherer Neuropathie und Ataxie.
Die Zufütterung von Bierhefe könnte hier aufgrund des enthaltenen Glucose-Toleranzfaktors (GTF) interessant sein.


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Hans-Jürgen Wintzer (Hrsg)


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